Konzeption

Das stärkste Symbol jeder Migrationsgeschichte ist der Mensch selbst. Folgt man diesem Grundgedanken, können neue Sphären der Emotion, Authentizität und Ästhetik, aber auch der Bewegung eines individuellen Ausdrucks erschlossen werden. In diesem Rahmen ist es der Mensch selbst, der zum Zeugnis wird und seine (wie auch stellvertretend andere) Lebensreise(n) nachzeichnet. So wird die Gegenwart zur Gewissheit, in der stets ein Keim der Zukunft liegt. Genau dies will die Ausstellung „Opportunity“ zum Ausdruck bringen. Dabei will sie keine migrationshistorischen Narrative setzen. Sie verzichtet bewusst auf Daten oder Zahlen und will auch keine gesellschaftlichen Diskurse reproduzieren. Stattdessen will sie in den Fokus setzen, um was es geht: Den Menschen. Somit will sie sich wehren, gegen jegliche „Einkerbungen“ und Fremdzuschreibungen. Sie widersetzt sich der gängigen Markierung des “Menschen mit Migrationshintergrund“, indem sie den „Migrationhintergrund“ streicht. Übrig bleiben die, um die es geht: Die Menschen und ihre Lebenswege.

 

Sorgen und Zuversicht, Freude und Trauer, Hoffnungen, Kraft und Würde – all das kann man in einer gelungenen Fotografie sehen, lesen und erkennen. Gesichtsausdruck und Körperhaltung vermögen ganze Geschichten zu erzählen. Das ist eine Chance, eine „Opportunity“, unseren Blick auf die Wirklichkeit zu verändern und in einen empathischen Dialog zu treten. Denn das Szenische an den Bildern führt zwangsläufig zu Assoziationen. Das erleichtert den Dialog, vor allem mit der Community selbst. So entstehen gemeinsame Räume. So entsteht ein wertschätzendes, solidarisches Miteinander. So entstehen gemeinsame Identitäten. Und all das hilft zu vergegenwärtigen: Menschen sind das spannendste Motiv überhaupt, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund.

Im Mai 1963 unterzeichnete die Bundesrepublik Deutschland mit dem Königreich Marokko das deutsch-marokkanische Anwerbeabkommen über die „vorübergehende Beschäftigung marokkanischer Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland“.

 

Seither sind viele Frauen und Männer aus Marokko nach Deutschland gekommen und haben dort ihre neue Heimat gefunden. Aus vorübergehenden Gästen wurden so dauerhafte Verwurzelungen. Sie leben hier bereits in der dritten und vierten Generation und sind ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Auch wenn die so entstandene marokkanische Community in Deutschland im Vergleich zu anderen migrantischen Gemeinschaften relativ klein sein mag, ist sie dennoch in ca. 10 Großstädten, hauptsächlich in NRW und Hessen, deutlich sichtbar. Sie ist präsent, aktiv, äußerst jung, fest verortet und trotzdem mobil.


Wie kaum eine andere migrantische Gemeinschaft ist die deutsch-marokkanische Community um gemeinsame deutsche Identitäten bemüht. Die marokkanisch stämmigen Deutschen sehen hierin eine Bereicherung und ein Modell gelungener Integration. Das spiegelt sich u.a. in ihren hohen Einbürgerungszahlen und auch in dem ausgeprägten Anteil binationaler Partnerschaften wider. Dennoch werden sie in der öffentlichen Wahrnehmung oft als einheitliche homogene Gruppe wahrgenommen. Dabei weist Marokko eine große Bevölkerungsdiversität auf, die sich über unterschiedliche historisch gewachsene mazighischsprachige Regionen, eine arabischsprachige Bevölkerung bis hin zu den Nachfahren der vertriebenen „Andalusier“ vom spanischen Festland erstreckt. Diese Vielfalt der marokkanischen Bevölkerung, auf die die Marokkanerinnen und Marokkaner sehr stolz sind, zeigt sich auch in der marokkanischen Community innerhalb Deutschlands.


Anlässlich des Jubiläums „60 Jahre deutsch-marokkanische Migration in Deutschland“ (1963-2023) bildet die Fotoausstellung „Opportunity“ jene augenfällige Diversität ab, nicht zuletzt um auf die Community aufmerksam zu machen und für ihre alleinstellungsmerkmale zu sensibilisieren. Die Ausstellung wird in der ersten Jahreshälfte 2023 gezeigt.

Es wurden ca. 60 Menschen marokkanischer Herkunft und Menschen, die direkt oder indirekt in der deutsch-marokkanischen Community in Deutschland verwurzelt sind, portraitiert. Daraus sind 34 Poartraits entstanden, die großformatig 100x100 cm bzw. 150x150 cm Leinwand und Acry ausgestellt sind. 31 Bilder sind in Digitaldruck auf Leinwandmaterialien und aufgespannt auf 20 mm Keilrahmen. Weitere drei Bilder in Digitaldruck auf Clearfilm gespiegelt, mit weißer Hochleistungsfolie laminiert und auf 8mm Acrylglas mit polierten Kanten verklebt.


Die abgebildeten Menschen stehen für die große Vielfalt der marokkanischen Community. Dabei werden Geschlecht, Alter, Sprache, Herkunftsregion, Kulturen und Religionen als Merkmale der Protagonisten berücksichtigt. Die Fotoausstellung wird während der Jubiläumsfeiern „60 Jahre marokkanische Migration in Deutschland“ in der ersten Jahreshälfte 2023 zunächst in Düsseldorf, dann in fünf weiteren Städten in gezeigt.

Dem Publikum werden weitere Begleitmaterialien zur Ausstellung zugänglich gemacht. Sie legen das Anliegen, die Hintergründe und das Zustandekommen der Ausstellung dar, erklären aber auch historische Hintergründe und aktuelle Bezüge. 


Zu den Begleitmaterialien zählen: 


• Ein Heft zur Ausstellung (ab August 2023)

• Ein Plakat zur Ausstellung

• Eine Postkarte zur Ausstellung


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